03.12.2010, 04:30
(02.12.2010, 22:03)kuddel link schrieb:Ich finde ja schön, wenn die FIFA auch neue Wege gehen möchte, befürchte aber das bei Südafrika, Brasilien, Russland und Katar min. eine WM vergeigt wird. (Okay, Südafrika ist schon mal raus) Man kann doch nicht viermal hintereinander Neuland betreten.Neuland wurde aber nur dreimal betreten: FIFA-Word Cup 1950 war schon mal in Brasilien!
Aber du hast natürlich recht: Ausnahmslos Schwellenländer zu wählen ist schon sehr abenteuerlich. Wobei Katar und Russland sich leichter tun werden, die inrastrukurellen und sicherheitsbezogenen Standards zu garantieren, als Südafrika/Brasilien. Und das gerade mit Osteuropa jetzt eine Region einbezogen wird, in der schon seit Ewigkeiten hochklassigster Fussball gespielt wird (1934, 1938, 1954, 1962, 1974 und 1982 waren Teams aus dem slawischen Sprachraum unter den Top 3 der WM und die UdSSR war 1960 Europameister, 1988 Vize und 2008 im Halbfinale der Euro) ist gerechtfertigt.
Aber mit der Entscheidung pro Katar kann ich mich auch schwer anfreunden. Hätten sich die Saudis oder die Emirate beworben, dann wäre die Entscheidung zu deren Gunsten noch nachvollziehbar gewesen, weil diese Länder neben den infrastrukturellen Faktoren auch die sportlichen Meriten mitgebracht hätten. Aber ausgerechnet Katar eine WM zu überlassen, um dem arabischen Kulturkreis auf dem Papier eine Teilhabe am WM-Erlebnis zu garantieren, kann ich nicht verstehen. Katar steht im Fussball-Bereich wie kein anderes Land für die Philosophie reiner Scheckbuch-Politik. Dazu kommt im arabischen Raum die Problematik sozialer Ungleichheit. Letztlich werden die Tickets teuer und die Ränge leer sein, weil die Mehrheit der Bevölkerung sich den Besuch der Spiele nicht leisten kann. Das Grundproblem stand schon in Brasilien und Südafrika im Raum, aber dort waren zumindest Politiker am Werke, die sich auf die Mehrheit der sozial Schwachen stützten und ein Entgegenkommen ermöglichten. In Katar sehe ich diese Möglichkeit nicht. Die Bewerbung suggeriert eher eine WM im Flair der Exklusivität Dubais. Das ist zwar der Weg, der das meiste Geld bringt, aber im Sinne des Fussballs ist das sicher nicht.