16.05.2011, 16:41
Hallo,
die Saison 2010/2011 der Bundesliga ist also abgeschlossen. Es ist also Zeit für einen kleinen Rückblick. Betrachten wir zunächst die Tabellenplätze 1 bis 6.
Nochmal herzlichen Glückwunsch nach Dortmund zur Meisterschaft.
Borussia Dortmund hat die positive Entwicklung der Vorsaison unter Jürgen Klopp fortgesetzt und die Saison mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft gekrönt. Eine durchweg verdiente Meisterschaft, da die Mannschaft die gesamte Saison attraktiven Offensiv-Fußball auf höchstem Niveau gespielt hat und sich auch gegen Mitkonkurrenten oft erfolgreich durchgesetzt hat.
Dortmund ist zudem ein Beispiel, wie ein Verein, der vor einigen Jahren kurz vor der Pleite stand, durch eine konsequente Neuausrichtung und einen Neuaufbau mit jungen, höchst talentierten Spielern wieder zurück in die Spur finden kann. Das sollte einigen anderen Vereinen als Beispiel dienen.
Und natürlich ist Jürgen Klopp ein Glücksfall für den Verein, aber auch für die Liga.
Er hat schon als Trainer in Mainz mit relativ bescheidenen Mitteln gute Arbeit geleistet, den Verein in die Bundesliga geführt und dort etabliert. Nachdem Abstieg verpasste er den direkten Wiederaufstieg in der Saison 2007/2008 nur knapp, bevor er nach Dortmund wechselte.
Dort krönt er nun seine bisherige Karriere mit der Meisterschaft, nachdem er bereits mit den Plätzen 6 (2008/09) und 5 (2009/10) und der Teilnahme an der Europa-League 2009/10 in Dortmund eine Trendwende nach der verkorksten Saison 2007/08 eingeleitet hatte.
Jürgen Klopp ist eine Fußballverrückter im positiven Sinne, der aber auch manchmal übers Ziel hinausschießt (was er auch offen zugibt).
Bayer Leverkusen darf wieder von seinem geschützten Namensrecht „Vizekusen“ Gebrauch machen. Unter Trainer Jupp Heynckes schafft die Mannschaft mit Platz 2 die Teilnahme an der Champions-League, aber wieder reicht es nicht zu einem Titel.
In den entscheidenden Spielen versagten wieder die Nerven und Punktverluste von Borussia Dortmund konnten nicht genutzt werden, um den Abstand zu verringern und Druck aufzubauen. Oft war sogar das Gegenteil der Fall und der Punktabstand vergrößerte sich und die direkte Champions-League Teilnahme schien sogar nochmal in Gefahr.
Nachdem Jupp Heynckes nun zu den Bayern wechselt, darf man gespannt sein, wie sich der Nachfolger Robin Dutt einführen wird.
Ein wichtiger Punkt ist auch die weitere Zukunft von Michael Ballack. Durch viele Verletzungen und Krankheiten in der Saison 2010/11 kam er nur sehr eingeschränkt zum Einsatz. Er muss noch einmal um einen Stammplatz kämpfen, will er sich zumindest die Option auf einen Rückkehr in die Nationalelf erarbeiten. Sollte er einen erneuten Rückschlag erleiden, könnte ein äußerst unzufriedener Michael Ballack zurückbleiben.
Der FC Bayern München hat zum Saisonende doch noch das Minimalziel Platz 3 erreicht. Ansonsten war es eine Saison in der bayerische Komödienstadl wieder in voller Pracht zu erleben war. Nachdem in der Saison 2009/10 die aufgebrochenen Gräben zwischen Vorstand und Trainer Louis van Gaal durch Meisterschaft und Pokalsieg kaschiert werden konnten, kam es in dieser Saison zum offenen Bruch. Und es zeigte sich, dass Uli Hoeneß weiterhin der starke Mann bei den Bayern ist. Christian Nerlinger darf sich wahrscheinlich doch nur um das Tagesgeschäft kümmern.
Nachdem dem von Louis van Gaal ankündigten Wechsel des Torwarts von Butt zu Kraft nach der Winterpause, kam es zu einem ersten Schlagabtausch zwischen Trainer und Vorstand auch in der Presse. Weitere Niederlagen im Saisonverlauf führten immer mehr zu einer öffentlichen Demontage des Trainers, die zunächst in der Verkündung der Trennung zum Saisonende gipfelte.
Die Mannschaft sägte in der Zwischenzeit durch lustlose Darbietungen mit negativen Ergebnissen weiter am Trainerstuhl, wobei die Lustlosigkeit eher auf mangelnde Berufsauffassung und weniger auf fehlerhafte Anweisungen des Trainers zurückzuführen war. Man könnte auch sagen die Mannschaft spielte gegen den Trainer, was aber natürlich jeder wie immer heftig als absurd darzustellen versuchte.
Nach dem kollektiven Versagen gegen Mailand in der Champions-League und der Gefährdung des Minimalziels der Teilnahme an der Champions-League kam es dann zur zweiten und sofortigen Entlassung von Trainer van Gaal.
Doch die Begleitmusik war meines Erachtens einer der negativen Höhepunkte der Saison. Bei der Pressekonferenz zur Entlassung kam Uli Hoeneß wieder voll in Fahrt und vertrat die Auffassung, dass mit dem Torwartwechsel nach der Winterpause die „ganze Scheiße angefangen habe“. Zugleich kündigte er an, dass ab sofort Torwart Butt wieder zwischen den Pfosten steht.
Es war eine öffentliche Abrechnung mit dem zuletzt ungeliebten Trainer und eine Demontage von Torwart Thomas Kraft, die ihres gleichen sucht und verdächtig an Uli Hoeneß legendäre Wut-Rede auf der Jahreshauptversammlung erinnerte, in der er damals die Fans beschimpfte.
Thomas Kraft hat die Konsequenzen gezogen, er wechselt den Verein. Nach Michael Rensing ist er der zweite Nachwuchstorhüter, der den Verein verlässt.
Und die Zukunft bei den Bayern:
Man holt als Trainer Jupp Heynckes (65 Jahre alt und ein guter Freund von Uli Hoeneß), und setzt den 36-jährigen Hans-Jörg Butt mit einem Einjahresvertrag auf die Bank. Denn Manuel Neuer dürfte wohl als neue Nummer 1 zu den Bayern wechseln. Ist das ein Zukunftskonzept? Wohl eher nicht. Da werden also schon Baustellen der Zukunft geschaffen.
Nun drei positive Überraschungen der abgelaufenen Saison
Hannover auf Platz 4 und Mainz auf Platz 5 erreichen die Europa-League-Plätze. Herzlichen Glückwunsch.
Dabei hätte Hannover beinahe sogar den Bayern den Platz zur Champions-League-Qualifikation vor der Nase weggeschnappt. Bemerkenswert ist der Erfolg auch, weil man nach einer verkorksten Saisonvorbereitung schon über eine Entlassung des jetzt umjubelten Trainer Slomka spekuliert hatte. Vielleicht hat man in Hannover gelernt, dass eine längerfristige Ausrichtung eher Erfolg verspricht als fortdauernde Trainerwechsel.
Mainz erreichte nach einer hervorragenden Hin-Serie ebenfalls den Startplatz für Europa, obwohl in der zweiten Saisonhälfte etwas die Luft ausging und die Leichtigkeit der 1. Saisonhälfte etwas verloren gegangen war. Die schon seit Jahren andauernde konzeptionelle Aufbau-Arbeit, die schon unter Jürgen Klopp erfolgte, findet unter Trainer Tomas Tuchel eine erfolgreiche Weiterführung. Das Ergebnis ist die beste Platzierung in der Vereinsgeschichte.
Und Nürnberg als Beinahe-Absteiger der Saison 2009/10 (16. Platz) hatte überraschend eigentlich die gesamte Saison nichts mit dem Abstieg zu tun. Nach Platz 12 am 19. Spieltag ging es bis auf Platz 6 zum Saisonende. Eine reine Erholung für die abstiegsgeplagten Nürnberger Fans. Auch dazu herzlichen Glückwunsch.
Viele Grüße
Mike30
die Saison 2010/2011 der Bundesliga ist also abgeschlossen. Es ist also Zeit für einen kleinen Rückblick. Betrachten wir zunächst die Tabellenplätze 1 bis 6.
Nochmal herzlichen Glückwunsch nach Dortmund zur Meisterschaft.
Borussia Dortmund hat die positive Entwicklung der Vorsaison unter Jürgen Klopp fortgesetzt und die Saison mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft gekrönt. Eine durchweg verdiente Meisterschaft, da die Mannschaft die gesamte Saison attraktiven Offensiv-Fußball auf höchstem Niveau gespielt hat und sich auch gegen Mitkonkurrenten oft erfolgreich durchgesetzt hat.
Dortmund ist zudem ein Beispiel, wie ein Verein, der vor einigen Jahren kurz vor der Pleite stand, durch eine konsequente Neuausrichtung und einen Neuaufbau mit jungen, höchst talentierten Spielern wieder zurück in die Spur finden kann. Das sollte einigen anderen Vereinen als Beispiel dienen.
Und natürlich ist Jürgen Klopp ein Glücksfall für den Verein, aber auch für die Liga.
Er hat schon als Trainer in Mainz mit relativ bescheidenen Mitteln gute Arbeit geleistet, den Verein in die Bundesliga geführt und dort etabliert. Nachdem Abstieg verpasste er den direkten Wiederaufstieg in der Saison 2007/2008 nur knapp, bevor er nach Dortmund wechselte.
Dort krönt er nun seine bisherige Karriere mit der Meisterschaft, nachdem er bereits mit den Plätzen 6 (2008/09) und 5 (2009/10) und der Teilnahme an der Europa-League 2009/10 in Dortmund eine Trendwende nach der verkorksten Saison 2007/08 eingeleitet hatte.
Jürgen Klopp ist eine Fußballverrückter im positiven Sinne, der aber auch manchmal übers Ziel hinausschießt (was er auch offen zugibt).
Bayer Leverkusen darf wieder von seinem geschützten Namensrecht „Vizekusen“ Gebrauch machen. Unter Trainer Jupp Heynckes schafft die Mannschaft mit Platz 2 die Teilnahme an der Champions-League, aber wieder reicht es nicht zu einem Titel.
In den entscheidenden Spielen versagten wieder die Nerven und Punktverluste von Borussia Dortmund konnten nicht genutzt werden, um den Abstand zu verringern und Druck aufzubauen. Oft war sogar das Gegenteil der Fall und der Punktabstand vergrößerte sich und die direkte Champions-League Teilnahme schien sogar nochmal in Gefahr.
Nachdem Jupp Heynckes nun zu den Bayern wechselt, darf man gespannt sein, wie sich der Nachfolger Robin Dutt einführen wird.
Ein wichtiger Punkt ist auch die weitere Zukunft von Michael Ballack. Durch viele Verletzungen und Krankheiten in der Saison 2010/11 kam er nur sehr eingeschränkt zum Einsatz. Er muss noch einmal um einen Stammplatz kämpfen, will er sich zumindest die Option auf einen Rückkehr in die Nationalelf erarbeiten. Sollte er einen erneuten Rückschlag erleiden, könnte ein äußerst unzufriedener Michael Ballack zurückbleiben.
Der FC Bayern München hat zum Saisonende doch noch das Minimalziel Platz 3 erreicht. Ansonsten war es eine Saison in der bayerische Komödienstadl wieder in voller Pracht zu erleben war. Nachdem in der Saison 2009/10 die aufgebrochenen Gräben zwischen Vorstand und Trainer Louis van Gaal durch Meisterschaft und Pokalsieg kaschiert werden konnten, kam es in dieser Saison zum offenen Bruch. Und es zeigte sich, dass Uli Hoeneß weiterhin der starke Mann bei den Bayern ist. Christian Nerlinger darf sich wahrscheinlich doch nur um das Tagesgeschäft kümmern.
Nachdem dem von Louis van Gaal ankündigten Wechsel des Torwarts von Butt zu Kraft nach der Winterpause, kam es zu einem ersten Schlagabtausch zwischen Trainer und Vorstand auch in der Presse. Weitere Niederlagen im Saisonverlauf führten immer mehr zu einer öffentlichen Demontage des Trainers, die zunächst in der Verkündung der Trennung zum Saisonende gipfelte.
Die Mannschaft sägte in der Zwischenzeit durch lustlose Darbietungen mit negativen Ergebnissen weiter am Trainerstuhl, wobei die Lustlosigkeit eher auf mangelnde Berufsauffassung und weniger auf fehlerhafte Anweisungen des Trainers zurückzuführen war. Man könnte auch sagen die Mannschaft spielte gegen den Trainer, was aber natürlich jeder wie immer heftig als absurd darzustellen versuchte.
Nach dem kollektiven Versagen gegen Mailand in der Champions-League und der Gefährdung des Minimalziels der Teilnahme an der Champions-League kam es dann zur zweiten und sofortigen Entlassung von Trainer van Gaal.
Doch die Begleitmusik war meines Erachtens einer der negativen Höhepunkte der Saison. Bei der Pressekonferenz zur Entlassung kam Uli Hoeneß wieder voll in Fahrt und vertrat die Auffassung, dass mit dem Torwartwechsel nach der Winterpause die „ganze Scheiße angefangen habe“. Zugleich kündigte er an, dass ab sofort Torwart Butt wieder zwischen den Pfosten steht.
Es war eine öffentliche Abrechnung mit dem zuletzt ungeliebten Trainer und eine Demontage von Torwart Thomas Kraft, die ihres gleichen sucht und verdächtig an Uli Hoeneß legendäre Wut-Rede auf der Jahreshauptversammlung erinnerte, in der er damals die Fans beschimpfte.
Thomas Kraft hat die Konsequenzen gezogen, er wechselt den Verein. Nach Michael Rensing ist er der zweite Nachwuchstorhüter, der den Verein verlässt.
Und die Zukunft bei den Bayern:
Man holt als Trainer Jupp Heynckes (65 Jahre alt und ein guter Freund von Uli Hoeneß), und setzt den 36-jährigen Hans-Jörg Butt mit einem Einjahresvertrag auf die Bank. Denn Manuel Neuer dürfte wohl als neue Nummer 1 zu den Bayern wechseln. Ist das ein Zukunftskonzept? Wohl eher nicht. Da werden also schon Baustellen der Zukunft geschaffen.
Nun drei positive Überraschungen der abgelaufenen Saison
Hannover auf Platz 4 und Mainz auf Platz 5 erreichen die Europa-League-Plätze. Herzlichen Glückwunsch.
Dabei hätte Hannover beinahe sogar den Bayern den Platz zur Champions-League-Qualifikation vor der Nase weggeschnappt. Bemerkenswert ist der Erfolg auch, weil man nach einer verkorksten Saisonvorbereitung schon über eine Entlassung des jetzt umjubelten Trainer Slomka spekuliert hatte. Vielleicht hat man in Hannover gelernt, dass eine längerfristige Ausrichtung eher Erfolg verspricht als fortdauernde Trainerwechsel.
Mainz erreichte nach einer hervorragenden Hin-Serie ebenfalls den Startplatz für Europa, obwohl in der zweiten Saisonhälfte etwas die Luft ausging und die Leichtigkeit der 1. Saisonhälfte etwas verloren gegangen war. Die schon seit Jahren andauernde konzeptionelle Aufbau-Arbeit, die schon unter Jürgen Klopp erfolgte, findet unter Trainer Tomas Tuchel eine erfolgreiche Weiterführung. Das Ergebnis ist die beste Platzierung in der Vereinsgeschichte.
Und Nürnberg als Beinahe-Absteiger der Saison 2009/10 (16. Platz) hatte überraschend eigentlich die gesamte Saison nichts mit dem Abstieg zu tun. Nach Platz 12 am 19. Spieltag ging es bis auf Platz 6 zum Saisonende. Eine reine Erholung für die abstiegsgeplagten Nürnberger Fans. Auch dazu herzlichen Glückwunsch.
Viele Grüße
Mike30