Bombenanschlag auf den BVB-Bus
#1
Hallo DFS-Gemeinde,

ich möchte an dieser Stelle eine Diskussion anstoßen, die im Moment brandaktuell ist: Der Anschlag diese Woche auf den BVB-Bus und damit nicht nur auf die Borussia sondern auch auf die gesamte Bundesliga.

Mich hat doch sehr gewundert und auch bestürzt, daß unmittelbar nach dem Anschlag das Nachholspiel nur 24 Stunden später stattgefunden hat. Ich frage mich ernsthaft, was die UEFA in ihren eigenen Reihen für Schreibtischtäter sitzen hat. Die Mannschaft wurde von der UEFA per SMS darüber informiert, daß sie am nächsten Tag wieder zu spielen hat. Mich stellt sich hier die Frage: Warum hat man die Mannschaft nicht mit ins Boot geholt und hat sie an der Entscheidungsfindung teilhaben lassen. Denn man hat ja an den Ausführungen einiger Spieler gemerkt, daß sie überhaupt keine Lust auf dieses Spiel hatten. Ich verstehe auch nicht, warum man sagte, daß man den Spielern freigestellt hat, ob sie spielen wollen oder nicht. Wozu dann nach diesem Spiel diese bestürzenden Aussagen von einigen Spielern wie z.B. Nuri Sahin.
Ganz klar: Die Medaille hat zwei Seiten. Zum einen hat Herr Rummenigge recht, wenn er sagt, daß es gut für die Spieler war, daß sie sofort quasi wieder in den Spielbetrieb eingestiegen sind, andererseits waren die Spieler völlig fertig und von der Rolle, besonders von der Psyche her. Man hätte ihnen nicht nur eine Pause gönnen dürfen sondern sogar müssen. Völlig unabhängig davon, ob der Terminkalender eng begrenzt ist oder nicht. Man stelle sich nur mal vor, daß Schlimmeres passiert wäre und das war ja laut Bundesanwaltschaft nicht ausgeschlossen. Wenn man die Ausführungen der Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke Köhler, mitbekommen hat, so hätte es durchaus wesentlich schlimmer für einige Spieler ausgehen können. Wäre das Spiel auch dann nach 24 Stunden angepfiffen worden ? Das wäre mal meine Frage an die Herren Funktionäre von der UEFA.
Der Spieler heutzutage wird überhaupt nicht mehr als Mensch gesehen, er ist nur noch eine Verkaufsware. Ich finde es schlimm, daß es soweit gekommen ist. Die UEFA sollte mal einiges in ihren eigenen Reihen überdenken und sich schleunigst von gewissen Entscheidungsträgern verabschieden. Die haben dort nichts mehr zu suchen.
Ganz ehrlich: Wenn ich Spieler gewesen wäre, ich hätte das Spiel boykottiert und wäre nicht angetreten, egal, was andere denken oder nicht. Man muß ihnen zumindest die Zeit geben, um den Schock, der hier ja offensichtlich war, verarbeiten zu können.
Mein Fazit: Die UEFA hat sich bis auf die Knochen blamiert und sich ein wirkliches Armutszeugnis ausgestellt.

Holgi
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#2
Dagegen gibt es auch ein nicht von der Hand zu weisendes Argument:

Mit der Berichterstattung über alles - Hauptsache man kann die eigenen Einschaltquoten/Werbeeinnahmen nach oben treiben - ergibt sich ein Meer von Nachahmern.

Nachdem das Fernsehen aufgehört hat, "Flitzer" zu zeigen, hat das bis zu dieser Entscheidung zunehmende Phänomen deutlich an Bedeutung verloren.
Und da diese Trottel mit Handy-Kameras kaum vernünftig aufgenommen werden können, ist die Verbreitung über soziale Medien auch nicht sehr für "Schaut mal her, was ich für ein tolles Ding abgezogen habe" zu gebrauchen.

Die Berichterstattung über Anschläge ist - schon aufgrund der sozialen Medien - kaum zu steuern oder zu deckeln. Das war in St. Petersburg am 3. April sehr klar zu sehen, als die Bevölkerung wenige Minuten nach den Ereignissen auf dem Laufenden war (und ich, in Berlin, auch), die Medien aber erst 2,5 Stunden nach der Explosion anfingen zu berichten.



Wenn wir diesen hirnkranken Verbrechern nicht alles liefern wollen, was sie sich wünschen, dann lassen wir uns nicht von ihnen einschüchtern. Dann geht das Leben eben weiter.

Meine Familie fragte mich, ob sie am Dienstag wieder Metro fahren sollen oder was sie sonst tun können.

Ich habe geantwortet:
Durch Terrorakte in der "heilen Welt" (also dort, wo weder Krieg zwischen Staaten noch zwischen Banden/Gang u.dgl. herrscht) sterben im Jahr weniger Menschen als allein in St. Petersburg im Straßenverkehr umkommen.
Das ist seit Jahren so - geht Ihr jeden Tag voller Angst auf die Straße?

Wenn Ihr aber überhaupt auf die Straße geht: Zu Berufsverkehrs-Zeiten stehen auch schon mal etwa 100 Menschen an einer roten Ampel und warten. Oder vor dem Eingang zur Metrostation ist eine dichte Menschentraube - da sind auch schon einige Hundert auf einem Haufen.

Individueller Terror, vor allem durch Selbstmordattentäter, ist nicht sicher zu verhindern.

Wäre ich ein UEFA-Funktionär, hätte ich genauso entschieden: Spiel am nächsten Tag.


Meine Anmerkung:
Wer eine Entscheidung, mit der er selbst nicht einverstanden ist, gleich als "Armutszeugnis" und "Blamage bis auf die Knochen" bezeichnet, der zeigt eine mir unangenehme Diskussionskultur.
GMT

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#3
Deine Antwort werde ich nicht kommentieren.
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#4
Warum?
GMT

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#5
Wenn die Mannschaft (bzw. beide Mannschaften) tatsächlich nicht in den Entscheidungsprozess eingebunden wurden, finde ich das zumindest fragwürdig. Man kann nicht erwarten, dass die Spieler einen Tag nach dem Vorfall auf den Platz treten und eine Leistung bringen, als sei nichts gewesen.

Da der Terminplan momentan sehr eng ist, wäre es natürlich nicht einfach gewesen, das Spiel weiter raus zu schieben, aber zumindest eine Verschiebung auf Donnerstag wäre sicher für die meisten Beteiligten sinnvoller gewesen, vielleicht mit anschließendem Aufschub der heutigen Ligaspiele beider Vereine auf Morgen.
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#6
Wir wissen alle nicht, ob und wie die Mannschaftsleitungen in den Entscheidungsprozess eingebunden wurden.

Die Lösung "nächster Tag" unterscheidet sich in meiner Wahrnehmung nicht so erschütternd von der Lösung "zwei Tage später".

Wenn ich mir jedoch allein überlege, wieviel der angereisten Fans es sich leisten können, noch einen Tag mehr zu bleiben, wie viele anreisende Fans für das nachfolgende Ligaspiel von einer Verlegung um einen Tag ggf. betroffen wären - Hotelbuchungen und Flugtickets sind eben nicht einfach so um einen Tag zu verschieben, dann würde ich anstelle eines Mannschaftsleiters den Spielern die Frage stellen "Was bringt Euch der eine Tag mehr Abstand? Und was verursacht das für anreisende Fans hier und am Wochenende? - Entweder ihr geht heute (Mittwoch) 'raus oder wir sagen das ab!".

Wer schon mal einen sehr nahestehenden Menschen verloren hat, der weiß, dass für viele ein Weiterarbeiten hilft, mit dem eigenen Schmerz besser fertig zu werden. Man hat eben keine 24 Stunden am Tag Zeit, über seinen Verlust nachzudenken.
Glücklicherweise ist hier niemand gestorben.

So schlimm der Vorfall auch ist - das Leben geht tatsächlich weiter.
GMT

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#7
1. Watzke sagte am Dienstag um ca. 20:40 Uhr in dem bei SkySport News gesendeten Live-Interview, dass die Entscheidung durch beide Vereine und UEFA gemeinsam und letztenendes übereinstimmend getroffen wurde. 
Wenn der Mitarbeiter des BVB der dort teilnahm nicht im Sinne des Vereins bzw. der Mannschaft aggierte sind sie selbst schuld.
Was ich nicht verstehe ist der frühe Anpfiff. In der Gruppenphase musste ein Spiel auch einen Tag später nachgeholt werden und das wurde dann auch 20:45 gespielt. Gab sicher auch einige, die zum Anpfiff 18:45 nicht kurzfristig da sein konnten, aber schon um 20:45.


2. Der Spielplan ist kein Grund! - Wo ein Wille ist gibt es auch ein Weg. Notfalls hätte man an einem Dienstag das Hinspiel machen können und das Rückspiel am Donnerstag und notfalls kurzfristig dann die entsprechenden Ligaspiele am WE um einen Tag nach hinten geschoben.
Hotel und Flugbuchungen als Grund zu nehmen, nichts zu verlegen ist für mich kein Grund. Also dann hätte man zwingend noch am Dienstag spielen müssen. 


3. Ich kann GMTs Meinung oben in der 1. Antwort sehr verstehen und teile sie inhaltlich durchaus, allerdings nicht in der Schlussfolgerung, da ein großer Unterschied darin liegt, ob die Betreffenden in den Anschlag verwickelt waren oder es "nur" aus Fernsehen und anderen Medien oder mündlichen Mitteilungen anderer Menschen erfahren haben. Ohne direkte Verwicklung wäre ich der Meinung gewesen, dass 1 Tag später völlig ok wäre, mit: nicht zwingend.
Menschen sind beim Bewältigen von Problemen/Verlusten/wichtigen Entscheidungen verschieden. Dem einen hilft es weiter zu arbeiten am nächsten Tag, anderen hilft es eher, wenn sie kurz pausieren können. Bei einer Mannschaft ist es schwierig bis unmöglich die Wünsche aller
unter einen Hut zu bringen.
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#8
Gestern konnte man nun endlich der Öffentlichkeit einen Täter präsentieren. Das Schlimme bzw. Unfassbare an dieser Tatsache aber war, aus welchen Gründen der Täter den Anschlag geplant hatte: Es ging ihm einzig und allein darum, den Aktienkurs der BVB-Aktie zu drücken, damit er davon profitieren konnte. Es handelte sich laut Bundesanwaltschaft um einen Deutsch-Russen, der also aus Habgier eine ganze Mannschaft opfern wollte. Wie krank muß dieser Mensch sein, um sowas in die Tat umzusetzen !? Ich bin mal gespannt, wie das Strafmaß lauten wird. So einer darf garnicht hart genug bestraft werden.
Für die Mannschaft und alle, die von diesem Anschlag betroffen waren, ist es nun gut, daß sie jetzt wissen, wer dafür die Verantwortung trägt und aus welchem Grund. Das allerdings wird wohl manchen fassungslos zurücklassen, denn mit dieser Entwicklung war nicht zu rechnen.
Ich denke, die Spieler werden, je nach der entsprechenden Gemütsverfassung, sich langsam wieder dem eigentlichen Sport zuwenden können. Dem einen wird dies sehr schnell gelingen, dem anderen wird unter Umständen noch etwas Zeit eingeräumt werden müssen, denn nicht jeder hat dieses Ereignis gleichermaßen verdaut.
Abschließend sei von meiner Seite noch einmal erwähnt, daß sich meine Meinung gegenüber der UEFA nicht geändert hat. Zumindest die Ansetzung des Hinspiels des Viertelfinales hätte definitiv um mehrere Tage verschoben werden müssen. Terminkalender hin oder her: Was ist wichtiger ? Der Fußball oder der Mensch ? Die Frage kann jeder für sich beantworten.

Holgi
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#9
Was ist daran "unfassbar"? - Das Leute aufgrund von finanziellen Gründen anderen Schaden zufügen oder gar töten passiert täglich.
Das gab es bereits vor 50,100 und auch vor 500 Jahren. Das es jetzt eine Mannschaft treffen sollte, war eine Frage der Zeit.
Ein Einbrecher der beim Einbruch jemanden umlegt, ist doch wohl mindestens genauso schlimm.
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#10
(22.04.2017, 16:54)champion schrieb: Was ist daran "unfassbar"? - Das Leute aufgrund von finanziellen Gründen anderen Schaden zufügen oder gar töten passiert täglich.
Das gab es bereits vor 50,100 und auch vor 500 Jahren. Das es jetzt eine Mannschaft treffen sollte, war eine Frage der Zeit.
Ein Einbrecher der beim Einbruch jemanden umlegt, ist doch wohl mindestens genauso schlimm.

Du kannst doch nicht ernsthaft einen Einbruch mit dieser perfiden Anschlagsform eines Verrückten vergleichen !
Sorry, aber dafür habe ich absolut kein Verständnis.
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#11
(22.04.2017, 17:15)Holgi55 schrieb:
(22.04.2017, 16:54)champion schrieb: ...
Ein Einbrecher der beim Einbruch jemanden umlegt, ist doch wohl mindestens genauso schlimm.

Du kannst doch nicht ernsthaft einen Einbruch mit dieser perfiden Anschlagsform eines Verrückten vergleichen !
Sorry, aber dafür habe ich absolut kein Verständnis.

Nicht mit einem Einbruch, sondern mit einem Einbrecher, der dann auch noch zum Mörder wird.

Wo ist der Unterschied?
In beiden Fällen ist jemand bereit, für einen persönlichen materiellen Vorteil Leben und Gesundheit anderer zu schädigen.
GMT

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