Randale in Leipzig nach Sachsenpokalspiel Lok Leipzig - Erzgebirge Aue
#29
Eines ist ganz klar, für das was im Stadion geschiet, hat der Platzverein die Verantwortung. Einzige Ausnahme: Für die Gästefans hat auch der Gastverein eine Aufsichtspflicht, d.h. das ein Gastverein verpflichtet ist, entsprechend seines Fanaufkommens eine entsprechende Anzahl Ordner zu stellen. Insofern wird es auch für Aue nicht ohne Konsequenzen abgehen. Außerhalb des Stadions geht es nur in konstruktivem Zusamenwirken zwischen Staat (Polizei) und Verein, auch wenn letzterer juristisch für seine Fans nicht haftbar zu machen ist (ausgenommen sie sind Vereinsmitglieder, was aber eher die Ausnahme sein dürfte).

Eine Auflösung von Vereinen, die ihr Fanproblem nicht in den Griff bekommen ist schon juristisch nicht möglich. Es würde auch die Falschen treffen, z.B. die Jugendmannschaften oder wie im Falle Lok Leipzig die Frauen in der 2. Bundesliga, die ja nun wirklich nichts für diese Idioten können. Hier ist allenfalls eine befristete Spielsperre für die betroffene Mannschaft diskutabel bzw. der Ausschluss der Öffentlichkeit von Spielen dieser Mannschaft oder wie auch schon praktiziert, Einlass zum Spiel nur nach vorheriger Anmeldung und Zulassung.

Hier hat ja jemand schon richtig festgestellt, in den oberen Spielklassen bis zur Regionalliga hat man das Randaleproblem ganz gut in den Griff bekommen. Aber leider mit einer sehr unangenehmen Folge: Das Gewaltpotential weicht zunehmend auf unterere Spielklassen aus und trifft dort noch zu oft auf überforderte Vereine.

Überforderte Vereine auch deshalb, weil vielfach schon ab der Oberliga die Verein ausschließlich durch ehrenamtliche Kräfte geführt werden. Auch deshalb, weil beim Hartz IV-Gesetz die gemeinnützigen Vereine schlichtweg vergessen wurden. Es gibt fast keine brauchbaren Möglichkeiten für die Vereine, brauchbare Hartz-IV-Kräfte (fachlich und menschlich geeignet) zu bekommen, mal davon ab, dass man in 9 Monaten nicht viel bewegen kann und dann alles wieder zusammenbricht, weil die Leute von den Jobcentern dann ohne Not wieder in die Arbeitslosigkeit abgeschoben werden. Vielfach dominieren in den Vereinsführungen ja leider Menschen, die auf dem 1. Arbeitsmarkt keine Chance (mehr) haben und demenstsprechend läuft es oft. Und wer auf dem 1. Arbeitsmarkt etabliert ist, hat in aller Regel nicht die notwendige Zeit, die erforderlich wäre, um sich sinnvoll und nachhaltig in die Organisation eines Vereins einzubringen. Dazu kommt, das Arbeitgeber ehrenamtliches Engagement wenig bis garnicht zu würdigen wissen. Das hat natürlich auch Folgen für die Personalgewinnung bei Verbänden und Vereinen.

So kommt eines zum anderen: Die Vereine sollen immer mehr leisten (Kinder von der Straße holen z.B.), müssen aber mit immer höheren Hürden seitens der kommunalen Politik fertig werden. Es sind viele kleine Bausteine die dann so entweichen wie in Leipzig.

Notwendig sind struktrelle Verbesserungen der Existenzgrundlagen unserer Vereine, damit sie auch in der Lage sind, die Anforderungen zu erfüllen. Es reicht eben nicht festzustellen, die Vereine sind in der Pflicht! Man muß seitens der Politik auch die Voraussetzungen schaffen, daß die Vereine ihre Pflichten auch erfüllen können. Und die ständige Beschneidung der finanziellen Mittel ist da ganz sicher das falsche Signal. Und die Verhinderung der Einstellung von neuen bzw. zusätzlichen Mitarbeitern seites der Jobcenter auch. Viele Funktionäre fühlen sich alleingelassen und geben auf, andere sind bei allem ihrem guten Willen schlichtweg überfordert. Aus zwei unfähigen kann man nunmal nicht einen brauchbaren Funktionär machen.

Die Absage der Spiele jetzt im Bezirksverband Leipzig sowie im überregionalen Spielbetrieb des Landes Sachsen halte ich für das falsche Signal. Bestraft werden unbeteiligte Mannschaften und Spieler und deren Fans.

Richtig finde ich die Ankündigung des 1.FC Lok Leipzig, künftig den Platz zu verlassen, wenn die Fans randalieren. Ich erwarte von den Verantwortlichen, das dies jetzt auch konsequent umgesetzt wird. Und richtig ist sicher auch, durch entsprechende Bereitschaftsdienste von Staatsanwälten schnelle strafrechtliche Konsequenzen für Randalierer zu ermöglichen.

Und notwendig sind konsequente Einlaßkontrollen in den Stadien sowie sicherheitsrelevante Ausstattung der Stadien und Sportplätze, weil die Einlaßkontrollen nutzen garnichts, wenn es möglich ist, abseits der Kontrollen ins Stadion zu gelangen bzw. "Waffen" ins Stadion zu schmuggeln oder gar diese schon im Vorfeld von Spielen dort zu deponieren. Außerhalb des Stadions geht es bei vielen Spielen leider nicht ohne konsequente, aber zugleich deutlich zurückhaltende Präsenz der Polizei. Stadionverbote müssen konsequent durchgesetzt werden und sollten selbstverständlich gegenseitig anerkannt werden, also auch bei Auswärtsspielen durchgesetzt werden. Soweit ich weiß, gab es da in der DDR ein wirksames Mittel: Wer Stadionverbot hatte, war verpflichtet, sich zum Zeitpunkt des Beginns eines Spieles auf seinem Polizeirevier zu melden. Und wehe er kam nicht! Sicherlich heute unvorstellbar. Aber vielleicht ein Denkansatz: Verpflichtung zur Verrichtung gemeinnütziger Arbeit, abzuleisten zeitgleich zum Zeitpunkt der Spiele.
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Re: Randale in Leipzig nach Sachsenpokalspiel Lok Leipzig - Erzgebirge Aue - von zamboni - 14.02.2007, 21:37

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